Italienische Aussprache

Allgemeine Tipps

Welches Italienisch soll man überhaupt lernen? Italien hat aufgrund seiner Geschichte (viele eigenständige Kleinstaaten) eine große Zahl Dialekte und Akzente, die sich teilweise stark unterscheiden. Wenn ihr schon Muttersprachler um euch habt, hat sich die Sache schon auf natürlichem Wege geregelt, dann werdet ihr wahrscheinlich erstmal deren Akzent übernehmen. Ansonsten wählt zum Üben einen Akzent aus – sei es, weil er euch gut gefällt, weil er euch leicht fällt oder weil er gut verständlich ist – und bleibt erstmal dabei. Sprachkurse verwenden zumeist das Standard-Italienisch, das Italiener als „lingua Toscana in bocca Romana“ beschreiben – Toskanisch in römischem Mund, also mit römischem Akzent. Schauspieler, Fernseh- und Radiosprecher trainieren dieses Italienisch, das jeder gut versteht.
Vorsicht, einige südliche Dialekte, besonders die sizilianischen, sind selbst für Norditaliener sehr schwer zu verstehen!

Der Schlüssel zum Sprechen ist das Hören. Hört italienischen Muttersprachlern genau zu und ahmt nach, was ihr hört. Schaut Filme, Nachrichten und Interviews auf Italienisch, hört italienische Musik. Auch wenn man anfangs noch nicht viel versteht, gerade wenn schnell gesprochen wird, hört man sich rein, und es wird immer besser.

Sprecht laut, so oft ihr könnt!

Imitiert Muttersprachler möglichst genau. Nicht nur die einzelnen Laute, sondern auch die Wort- und Sprachmelodie.

Doppelte Konsonanten – consonanti doppie / geminate

Die Konsonantenverdopplung ist generell im Norden schwach und wird nach Süden hin stärker. Im Süden spricht man sogar Doppelkonsonanten, wo gar keine vorgesehen sind (su_bito)!
Es ist wichtig, doppelte Konsonanten zumindest ein wenig auszusprechen! Sie können den Sinn eines Worts verändern.

Die Konsonanten l, m, n, r, s, f kann man tatsächlich ein bisschen länger sprechen wie in

pala „Schaufel“ – palla „Ball“
m’ama „sie liebt mich“ – mamma „Mama“
nono „neunter“ – nonno „Großvater“
cara „liebe“ – carra „Karren“: Bei carra rollt man das r länger, mindestens zwei Zungenschläge lang.
speso „ausgegeben“ – spesso „oft“

Die Verschlusslaute (Okklusive, Plosive, Mutae, stops) k, p, t, g, b, d kann man aber nicht länger aushalten. Sie erklingen, indem man den Luftstrom im Sprechkanal an Gaumen (k, g), Lippen (p, b) oder am Alveolum hinter den Zähnen (t, d) kurz stoppt und dann „explosionsartig“ wieder strömen lässt. Probiert es aus – Explosionen sind von Natur aus kurz und einmalig!
Hier hält man stattdessen kurz inne, bevor man den Verschluss wieder löst. Der Konsonant darf auch ruhig etwas deutlicher und lauter artikuliert sein als ein einfacher.

eco „Echo“ – ecco „hier“
capelli „Haare“ – cappelli „Hüte“
note „Noten“ – notte „Nacht“
lego „ich binde“ – leggo „ich lese“
abate „Abt“ – abbatte „schlägt nieder“
Mit doppeltem q gibt es nur ein Wort: soqquadro „Durcheinander“.

Eine Spezialfall der doppelten Konsonanten ist die

Syntaktische Verdopplungraddoppiamento fonosintattico

Sie ist etwas schwieriger zu lernen, aber ich glaube, dass es sinnvoll ist, sich gleich von Anfang an etwas damit vertraut zu machen, wenn man Standard-Italienisch trainieren will. Es geht um Konsonanten am Wortanfang, die In bestimmten lautlichen Situationen genauso doppelt gesprochen werden wie die „normalen“ Doppelkonsonanten. Die syntaktische Verdoppelung sieht man aber meistens nicht in der Schrift!

Auch hier gilt: Im Norden ist die Verdoppelung nur schwach ausgeprägt, nach Süden hin wird sie stärker gesprochen.

Die syntaktische Verdopplung tritt ein nach Vokal am Ende

1. vieler einsilbiger Wörter:

è vero „das stimmt“ – mit doppeltem v gesprochen wie in davvero
chi sa „wer weiß“, „vielleicht“ – kann auch zusammengeschrieben werden als chissà, s. u.
a casa „zu Hause“ – gesprochen wie accasa
a Roma „in Rom“ – gesprochen wie arroma im Unterschied zu aroma „Aroma“

Der Ursprung der Verdopplung liegt wohl genau in solchen Verbindungen: Im Lateinischen endeten viele dieser kurzen Wörter nicht auf Vokal, sondern auf einen Konsonanten, der später verschwand (est verum è_ vero, quis sapit chi_ sa, ad Brindisiuma_ Brindisi …) Durch die kleine Pause, die durch die Doppelung eintritt, behielt die Sprache die gewohnte Silbenlänge bei. Das Muster hat sich dann wahrscheinlich in Analogie auch auf andere Fälle übertragen.

Die Artikel (la, lo …) und die kleinen Pronomina (ne, ci …) lösen keine Verdopplung aus. Betonte einsilbige Wörter lösen sie immer aus.

2. mehrsilbiger endbetonter Wörter:

la città vecchia „die Altstadt“ – gesprochen wie cittavvechia

3. einiger mehrsilbiger nicht-endbetonter Wörter (come, dove, qualche, sopra):

sopra la città „über der Stadt“ – gesprochen wie sopralla città

Wenn die Wörter zusammengeschrieben werden, sieht man den doppelten Konsonanten:

chissà „wer weiß“, „vielleicht“
davvero „tatsächlich“
soprattuto „vor allem“

Daher kommen auch die (gesprochenen UND geschriebenen) Doppelkonsonanten bei den einsilbigen Imperativen mit angehängtem Pronomen:

dimmi „sag mir“
Fammi vedere! „Lass mich mal sehen!“, „Zeig mal!“
Dammi il braccio! „Reich mir den Arm!“
Stammi bene! („Bleib mir gesund!“ =) „Mach’s gut!“
Vacci piano! („Geh langsam dran!“ =) „Sei vorsichtig!“

Ausführlicher hier auf der italienischen Wikipedia. Dort kann man sich den ganzen Artikel auch vorlesen lassen. Der Sprecher spricht die doppelten Konsonanten und Verdopplungen sehr deutlich aus.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.